Mutschmann-Bunker in Grillenburg am Jagdschloß
Als Gästehaus für Jagdveranstaltungen wurde 1934 ein Herrenhaus über den alten, historischen Kellergewölben am Jagdschloss Grillenburg errichtet. Das von den "Deutschen Werkstätten Hellerau" reich
mit Holzintarsien ausgestattete Gebäude, wurde oft vom sächsische Gauleiter Martin Mutschmann genutzt. Unter dem Wohnhaus wurde auch ein Bunker angelegt. Dieser wurde dann in den Jahren 1960/61 saniert und modernisiert und sollte durch die KEL Freital genutzt werden. Notwendig wurde dies, da der eigentliche Typbau: LP-09 im Grillenburger Wald, schon kurz nach der Fertigstellung voll Wasser gelaufen ist.
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24.07.2006
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Karte von: www.openstreetmap.org
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geographische Lage:
13°30´ östlicher
Länge, 50°50´ nördlicher Breite, 390 m über NN.
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weitere Bilder zum Herrenhaus
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Eingang
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Lageplan |
Martin Mutschmann kam am 9.
März 1879 im preußischen Hirschberg an der Saale zur Welt. 1886 zog der 7jährige
mit seiner Familie ins sächsische Plauen. Der Heranwachsende absolvierte von
1894 bis 1896 eine kaufmännische Lehre und besuchte die Handelsschule. Mit
seiner Ausbildung schlug er einen für die Gegend typischen Berufsweg ein. Ab
1896 war Mutschmann in verschiedenen Spitzen- und Wäschefabriken in Plauen,
Herford und Köln angestellt.
Nach seinem Militärdienst von 1901 bis 1903
gründete Martin Mutschmann 1907 eine eigene Spitzenfabrik in Plauen. Der Betrieb
des begeisterten Unternehmers hatte beachtlichen, wenn auch keinen spektakulären
Erfolg. 1914 zum Kriegsdienst eingezogen, war er Soldat und Gefreiter an der
Westfront, wurde aber 1916 wegen Krankheit vor Ende des Krieges
entlassen. |
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Der Beitritt in den "Deutschvölkischen
Schutz- und Trutzbund" 1919 war Ausdruck seiner völkisch-nationalen Gesinnung.
Im April 1922 fand Mutschmann jedoch seine völkisch-nationalen Vorstellungen in
dem Gedankengut der jungen NSDAP wieder und trat der Partei bei. Damit gehörte
er zu den Gründungsmitgliedern der Ortsgruppe der NSDAP in Plauen.
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Nachdem die sächsische Landesregierung
der NSDAP ein Versammlungsverbot erteilt hatte, schlossen sich deren Anhänger in
Sachsen zum "völkisch-sozialen Block" zusammen. Bei der Neugründung der NSDAP im
Februar 1925 betraute man Martin Mutschmann mit der Neuorganisation. Nun stieg
sein Einfluss innerhalb der Partei stetig. Zwar war Mutschmann keine
charismatische Persönlichkeit, aber er stand vor allem als Kapitalgeber der
jungen NSDAP von Anfang an in der Gunst Hitlers. Da gerade in der
Neugründungsphase die Entwicklung der Partei stark an dem personellen Engagement
Einzelner hing, konnte sich Mutschmann durch seine frühe Präsenz in der NSDAP
eine gute Position innerhalb der Parteihierarchie verschaffen. Auch seine
finanziellen Mittel und seine Kontakte zu kapitalkräftigen Unternehmern
förderten seine Karriere. |
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Das bis dahin florierende Unternehmen
Mutschmanns bekam die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise 1929 zu spüren, so
dass er sich 1931 gezwungen sah, es aufzugeben. Er widmete sich nun ganz seiner
Aufgabe als Gauleiter und versuchte verstärkt, finanzkräftige Unternehmer als
Geldgeber für die NSDAP zu gewinnen. Bei innerparteilichen Kämpfen spielte
Mutschmann eine ambivalente Rolle. Letztendlich stand er aber immer auf der
Seite Hitlers. |
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Die NSDAP hatte das Deutsche Reich
organisatorisch in Gaue eingeteilt. Mutschmann war von 1925 an über zwanzig
Jahre hinweg Gauleiter in Sachsen. Ab 1930 saß er für seine Partei im Reichstag,
allerdings zeigte er auf Reichsebene kein besonderes Engagement, seine
politischen Aktivitäten blieben auf Sachsen konzentriert.
Nach der
Machtergreifung der Nationalsozialisten war Mutschmann Reichsstatthalter für
Sachsen und somit an der Ausübung staatlicher Macht beteiligt. Allerdings konnte
diese Stellung seine absoluten Machtansprüche nicht befriedigen. Dass der
SA-Obergruppenführer Manfred von Killinger Ministerpräsident Sachsens geworden
war, war dem Gauleiter von Anfang an ein Dorn im Auge. Er bekämpfte den Rivalen,
dessen Amt er als unnötige "Nebenregierung" empfand. Der "Röhm-Putsch" und die
Entmachtung der SA kamen Mutschmann zu Hilfe und am 28. Februar 1935 hatte
Mutschmann sein Ziel erreicht: Er löste von Killinger als Ministerpräsident ab
und wurde zum "Führer der sächsischen Landesregierung?. Goebbels bemerkte zu den
egozentrischen Allüren Mutschmanns, dieser dulde "keine Götterlein neben sich".
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Mutschmann konnte nicht verhindern,
dass in der Öffentlichkeit Kritik an seiner Amtsführung laut wurde. Neben dem
Verdacht, dass ihm seine Jagdleidenschaft wichtiger war als seine politischen
Aufgaben, sah er sich mit dem Vorwurf konfrontiert, er sei nicht in der Lage,
Partei und Landesregierung zu führen. Tatsächlich war "König Mu" - wie der
Gauleiter vom Volksmund genannt wurde - passionierter Jäger und förderte als
Landesjägermeister das Jagdwesen in Sachsen.
Mit der Gründung des
Heimatwerks Sachsen 1936 unterstrich er seine Kulturpolitik. Er setzte sich für
die so genannte Volkskunst ein, bemühte sich also nicht nur um die Jagd als
Symbol für "Heimat" und "Kultur", sondern auch um Erzgebirgische Schnitzereien
und Volkslieder. Die "höhere Kultur" wurde demgegenüber von Mutschmann
vernachlässigt. Weder die sächsische Staatsoper noch die zahlreichen Museen
bildender Kunst wurden von Mutschmann gewürdigt, weil er Kultur mit Volkskultur
gleichsetzte; und diese sächsische Kultur versuchte Mutschmann zu erhalten und
zu verteidigen. Vehement wehrte er sich gegen Darstellungen, die die sächsische
Mundart oder sächsische Eigenarten karrikierten. |
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Während des Krieges versuchte
Mutschmann die Bevölkerung seines Gaues für den Krieg zu mobilisieren, was aber
nur von wenig Erfolg gekrönt war, da Mutschmann aufgrund seines schlechten
öffentlichen Leumundes kaum geeignet war, ein motivierendes Beispiel abzugeben.
So war bekannt, dass sich der Gauleiter mehrere private Luftschutzräume gebaut,
Schutzmaßnahmen für die allgemeine Bevölkerung aber vernachlässigt hatte. Die
Stimmung gegen Mutschmann spiegelte sich in einer Scherzfrage wider, die 1943 in
Dresden kursierte: "Warum sind wir noch nicht bombardiert worden? - Weil wir mit
Mutschmann schon genug gestraft sind." |
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Am Vortag des 8. Mai 1945 setzte sich
Mutschmann Richtung Westen ab, am 16. Mai wurde er von Oberwiesenthaler
Hilfspolizisten im Fichtelberggebiet an der tschechischen Grenze aufgegriffen
und ins russisch besetzte Annaberg gebracht. Wann Mutschmann starb oder
hingerichtet wurde, ist bisher nicht geklärt. Nach neueren Erkenntnissen setzt
sich die Vermutung durch, Mutschmann sei nach seiner Festnahme in die
Sowjetunion verschleppt worden und 1950 im Moskauer Gefängnis "Lubjanka"
gestorben.
Quelle:
"http://www.mdr.de/doku/archiv/136426-hintergrund-376967.html"
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Aktualisierung aus:
Der Fall Mutschmann
Sachsens Gauleiter vor Stalins Tribunal
von Mike Schmeitzner
Taschenbuch
(176 Seiten)
1. Auflage
Sprache: Deutsch
Die hier erstmals ausgewerteten sowjetischen Akten zum »Fall Mutschmann«
fördern brisante Details und Zusammenhänge zutage: Mutschmanns frühe
Überstellung nach Moskau, die interne Suche nach einem angemessenen
Tribunal, schliesslich das sowjetische Geheimverfahren und Mutschmanns
Exekution Anfang 1947. (Mutschmann wurde am 14.Februar 1947 in Moskau erschossen.)
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Presseecho - SZ vom 24.07.2006
Artikel als pdf-Datei
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