THARANDT
Neues Riesenrohr durch die Weißeritz
Von Lars Kühl
Am Wasserkraftwerk in Tharandt wurde gestern ein Düker verlegt. Obwohl der alte noch intakt war.
Das Riesenrohr schwebt ein. Es baumelt, nur gehalten von zwei Schlaufen,
am Ausleger des extra angeforderten Krans. Der Fahrer bringt es
vorsichtig in Position: quer über die trockengelegte Weißeritz, kurz
nach dem Wasserkraftwerk an der Pienner Straße in Tharandt. Langsam wird
es herabgelassen, geschätzte 15Meter ist es lang.
Die Verlegung des Rohres sei der schwierigste Teil beim Dükerbau in
Tharandt, erzählt Projektsteuerer Alexander Mark von der Drewag Netz
GmbH, einer Tochter der Drewag. Seit Juli sind in deren Auftrag im
Schnitt acht Arbeiter der Firma Umwelttechnik und Wasserbau GmbH aus
Leipzig zugange. Das imposante und nicht alltägliche Bauvorhaben kostet
die Stadtwerke Dresden rund 1,2Millionen Euro, teilt deren Sprecherin
Gerlind Ostmann mit.
Originale freigespült
Der Düker dient seit dem Bau des Tharandter Wasserkraftwerkes zwischen
1924 und 1926 dazu, die Sohle der Weißeritz zu unterqueren. Die alten
Rohre waren zwar noch intakt, allerdings hatte sie der Gebirgsfluss im
Laufe der Jahrzehnte immer mehr freigespült. Deshalb musste die Drewag
Netz als Betreiber der Wasserleitungen jetzt handeln: Ein neuer Düker
muss einen Meter tiefer eingebaut werden.
Doch bevor es gestern soweit war, mussten in den vergangenen Wochen
umfangreiche Vorbereitungen getroffen werden. Zuerst wurde bis Anfang
August ein Bypass gebaut, der das Rohwasser von der Talsperre
Klingenberg weiter in das Rohrsystem für die Trinkwasserversorgung von
Dresden leitet. Dieses ungefilterte Wasser kommt mit einem Druck von
6,5Bar Wasserkraftwerk Tharandt an, wird dort zur Energiegewinnung auf
0,4Bar heruntergedrosselt und fließt normalerweise durch den Düker in
das Rohrsystem, das in einen Stollen führt. Der endet in
Freital-Coßmannsdorf, von da wird das Wasser über Stahlrohre zum
Wasserwerk Coschütz geleitet, wo es zu Trinkwasser aufbereitet wird.
Im zweiten Schritt wurde das Baufeld an der Ablaufseite des
Wasserkraftwerkes Tharandt rund fünf Meter in der Breite und genauso
tief freigelegt, um an den alten Düker heranzukommen, erklärt Mark.
Große Steine liegen jetzt nummeriert an den Uferrändern der Weißeritz
und werden später wieder in ihre ursprüngliche Position eingebaut.
Während der Arbeiten schwappte immer wieder zu viel Flusswasser in die
Baugrube, Pumpen konnten das nicht effektiv verhindern, berichtet der
Ingenieur. Deshalb entschloss man sich, einen Heber zu bauen – ein
Überleitungsrohr, welches das Weißeritzwasser, das nicht zur
Trinkwassergewinnung abgezweigt wird, über und an der Baustelle vorbei
in den natürlichen Flusslauf führt.
Flussbett ausgeschachtet
Als das Baufeld dann halbwegs trockengelegt war, konnten die Arbeiter
den alten Düker herausnehmen und das Flussbett tiefer ausschachten. Das
Verbindungsstück vom Rohr aus dem Wasserkraftwerk in den neuen Düker ist
jetzt nicht mehr horizontal, sondern nach unten abgeschrägt. Gestern
wurde alles zusammengepasst, trotz der Rohrgröße war das Maßarbeit.
In den nächsten Tagen wird das Baufeld wieder verfüllt, Ende September
soll die Weißeritz wieder in ihrem normalen Bett fließen. Die derzeit
aufgerissene Straßenseite wird bis dahin wieder in den Originalzustand
gebracht.
Danach muss die andere Seite der Fahrbahn aufgemacht werden, um den
Düker an das Rohrsystem anzuschließen, das in den Stollen führt. Die
restlichen Arbeiten sollen bis Ende Oktober abgeschlossen sein, hofft
Alexander Mark. „Bis jetzt bin ich mit dem Bauablauf zufrieden“, sagt
er.
Während der Maßnahme wird der Verkehr halbseitig vorbei geleitet, an
zwei Wochenenden im Juli und August musste die Straße allerdings
vollgesperrt werden. Ob eine dritte, anvisierte Vollsperrung Anfang
Oktober notwendig ist, klärt sich heute bei einer Bauberatung.
Das riesige Mittelrohr des Dükers so einzupassen, dass es in der
richtigen Position zum Verbinden mit den anderen Teilen liegt, ist
zeitaufwendige Maßarbeit. Gestern war der entscheidende und schwierigste
Tag der Millionen-Baumaßnahme.
THARANDT
Pienner Straße bis morgen voll gesperrt
Weil in Tharandt ein Düker, also die Unterführung eines Rohres, zwischen
Höhe Wasserwerk und Ortsausgang neu gebaut wird, muss die Pienner
Straße an drei Wochenenden voll gesperrt werden, teilte das Landrats
gestern mit. Das erste Mal heute bis zum Sonntag, dem 8.Juli, dann vom
25.bis 26.August und schließlich vom 6. bis 7.Oktober. Unter der Woche
werden die Arbeiten von der Firma Umwelttechnik & Wasser GmbH aus
Leipzig unter halbseitiger Sperrung durchgeführt. (SZ/lk)
Dienstag, 4. Oktober 2011 (Sächsische Zeitung)
Immer unter Strom
Von Jörg Stock
Ilona und Wolfgang Mehrheim wohnen seit fast dreißig Jahren im Wasserkraftwerk Tharandt.
Ich sitze gemütlich auf der Couch von Wolfgang und Ilona Mehrheim. Doch
das Ohr wird hellhörig. Ein Geräusch. Ein Summen, ein Brummen. Das ist
immer da, sagen die Mehrheims. Nicht überall gleich intensiv. In der
einen Couch-Ecke klingt es anders als in der anderen. Im Bett macht es
einen Unterschied, wie rum man liegt. Aber das Geräusch bleibt. Wie
erträgt man das? Gewöhnung, sagt Wolfgang Mehrheim. „Und im Vergleich zu
früher ist die Geräuschkulisse jetzt ein Ohrenschmaus!“
Familie Mehrheim lebt seit fast dreißig Jahren unter einem Dach mit dem
Wasserkraftwerk Tharandt. Die Wohnung liegt nicht direkt über den
Turbinen, sondern in der anderen Hälfte des Hauses. Doch alles steht auf
der gleichen Grundplatte. Bis in den letzten Winkel spürt man, wie die
Aggregate rasen. Beim Bau des Kraftwerks in den 1920er-Jahren war
Isolation gegen Lärm nicht eingeplant. Auch heute gibt es keine
Dämpfung, nur die kürzlich eingebaute Schallschutztür zwischen
Maschinensaal und Treppenhaus.
Die Mehrheims erzählen, wie Bekannte mit dem Kopf schütteln, sich
fragen, wie man hier bloß wohnen kann. Als Kind fand Ilona Mehrheim das
lärmende Haus auch unheimlich. Aber jetzt möchte sie nirgends anders
hin. Ein Wassergrundstück direkt am Wald, mit guter Luft. Was will man
mehr?
Es waren die Umstände, die Familie Mehrheim und das Wasserkraftwerk
zusammenbrachten. Anfang der 1980er-Jahre suchte man nach einer Wohnung.
Wolfgang Mehrheim arbeitete damals beim Energiekombinat Ost. Die
Wartung von Freileitungen war sein Geschäft. Dann erfuhr er, dass die
Dienstwohnung im Tharandter Kraftwerk frei wird. Bedingung für die
Nachfolge: Wechsel von den Freileitungen zu den Wasserkraftwerken.
Den Tag ihres Einzugs weiß Ilona Mehrheim noch ganz genau. Es war der
15. August 1982. Die erste Zeit war schwierig, sagt sie. Der Lärm machte
den Mehrheims zu schaffen. Damals donnerte noch viel mehr Wasser durch
die Turbinen als jetzt, sagt Wolfgang Mehrheim. 1500 Liter pro Sekunde.
Es wackelte das Geschirr im Schrank, die Scheiben klirrten. Manchmal
gingen die Mehrheims mit Ohrenstöpseln schlafen.
Während Ilona Mehrheim als Herrenmaßschneiderin und spätere Chefin der
„Boutique Ilona“ in Tharandt stets einen kleinen Arbeitsweg hatte und
bis heute hat, war Obermaschinist Wolfgang Mehrheim meist im eigenen
Haus zugange, kümmerte sich um die Maschinen und um die Sauberkeit im
Kraftwerk. 15 Sekunden lagen zwischen Privatsphäre und Dienst.
Das hatte auch Nachteile. So war Wolfgang Mehrheim immer der, der zuerst
nach dem Rechten sah, wenn am Kraftwerk was nicht rund lief. Selbst
wenn er gar keine Bereitschaft hatte. Niemand konnte so wie er nachts
halb eins im Schlafanzug an den Rädern drehen.
Inzwischen hat die historische Steuertechnik ausgedient. Wolfgang
Mehrheim ist auch im Ruhestand. Aber er hat viele Hobbys. Beim Rundgang
durch die 114 Quadratmeter große Wohnung kommt man leicht auf seine
größte Leidenschaft – das Fliegen. Zu sehen sind Fotos von Flugzeugen,
Flugzeugmodelle, Uhren in Gestalt von Flugzeuginstrumenten,
großformatige Plakate von Flugzeugcockpits, eine
Lufthansa-Flugkapitänsmütze, natürlich original.
Wolfgang Mehrheim wollte Pilot werden. Doch seine Bewerbung bei den
DDR-Agrarfliegern scheiterte, offiziell aus medizinischen Gründen.
Wolfgang Mehrheim denkt, dass seine Westverwandtschaft der Grund für die
Absage war. Nach der Wende hob er dann endlich ab, allerdings als
Gleitschirmflieger. Hin und wieder setzt er sich auch als Co-Pilot in
ein Ultraleichtflugzeug. Die meisten Flugstunden verbringt er aber zu
Hause, beim Flugsimulatorspiel am Computer.
Ein Tennisplatz hausgemacht
Gleich neben dem PC stehen mehrere Gitarren. Ja, der Obermaschinist a.D.
macht auch Musik. Während der Armeezeit hat er damit angefangen und bis
heute macht ihm das Spaß, obwohl er keine Noten lesen kann. Am liebsten
spielt er alte Rock-Hits, zum Beispiel von der US-Combo Creedence
Clearwater Revival. Seine Frau Ilona mag das. Wenn sie abends vom Laden
heim kommt und ihr Mann spielt auf der Gitarre, findet sie es
entspannend. Und außerdem übertönt die Musik das Kraftwerksgebrumm.
Das Musikmachen ist eine Winterbeschäftigung. Im Sommer geht es auf den
Tennisplatz. Wolfgang und Ilona Mehrheim sind beide begeisterte Spieler.
Schon in den 1980er Jahren baute Wolfgang auf eigene Faust einen
Tennisplatz auf einem alten Haldengelände hinter dem Wasserkraftwerk,
mit Asche aus der Freitaler Papierfabrik, Ziegelmehl und einer
Schubkarre. Nach zwei Jahren war der Platz fertig. Er wurde die
Keimzelle des Tharandter Tennisvereins.
Die Jahrhundertflut von 2002 traf das Wasserkraftwerk hart. Die
Weißeritz schwappte bis zur Klinke der Eingangstür. Oben in ihrer
Wohnung hatten die Mehrheims keinen Schaden. Doch gab es eine Zeit lang
weder Wasser noch Strom. Und der geliebte Tennisplatz war ausradiert.
Inzwischen ist ein neuer da, gleich gegenüber. Dahin müssen die
Mehrheims aber ein Stück laufen. Denn eine Brücke haben sie nicht an
ihrem Wassergrundstück.
Zum speziellen Flair der Wasserkraftwerkswohnung gehört auch der Qualm
des Holzkohlemeilers, der jedes Jahr drei Wochen lang im nahen Breiten
Grund schwelt. Und die kurze Sonnenscheindauer, bedingt durch das enge
Tal.
Die Mehrheims müssten hier nicht mehr wohnen. Inzwischen haben sie im
Tharandter Stadtzentrum das Haus, in dem Ilonas Geschäft liegt, gekauft
und saniert. Dort gibt es auch Wohnungen. Aber dorthin ziehen? Nein!
Ilona Mehrheim wehrt entschieden ab. An der forststädtischen Magistrale
ist es ihr viel zu laut. Mit Unbehagen denkt sie an den Urlaub im Hotel
an einer Straßenkreuzung. „Danach war ich froh, wieder in meinem
Wasserkraftwerk zu sein.“
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Ilona und Wolfgang Mehrheim haben die stärkste Wasserleitung Tharandts.
Das Rohr unter ihrer Wohnung ist 1,20 Meter dick und speist das
Wasserkraftwerk der Enso (kl. Bild Mitte). Ein Bügeleisenständer (l.)
und eine Fliegermütze stehen für Beruf und Hobby der Mehrheims.F.:
Eckert (4)
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SZ vom 06.09.2001
Alte Turbinen liefern Strom
Wasserkraftwerk an der Wilden Weißeritz in
Tharandt feiert 75. Geburtstag
Am 27. August feierte das Wasserkraftwerk Tharandt seinen 75.
Geburtstag, das seit vergangenem Jahr ein Denkmal ist. Am Sonntag ist die Anlage auf der
Pienner Straße 62 von 13 bis 17 Uhr zugänglich; Esag-Mitarbeiter führen die Besucher.
Tharandt. In der Rekordzeit von 139 Tagen hatten sich im Jahr 1924 Bauarbeiter aus
Bayern und Sachsen von beiden Seiten durch einen Felsen bei Tharandt gebohrt. Schließlich
trafen sie am 5. Dezember in der Mitte des 3,5 Kilometer langen Tunnels aufeinander.
Eineinhalb Jahre später ging das Wasserkraftwerk (WKW) ans Netz. Der Tunnel führt bis
heute Wasser der Wilden Weißeritz aus der Talsperre Klingenberg heran. Durch
Rohrleitungen fließt das genutzte Wasser zur Aufbereitung als Trinkwasser nach
Dresden-Coschütz.
Die Originalturbinen zur Stromerzeugung aus dem Jahre 1925 sind noch erhalten.
Inzwischen arbeiten sie allerdings mit moderner Schalt- und Steuerungstechnik. Bei der
Rekonstruktion zu Beginn der 90er Jahre wurden die ursprünglich als
Wechselspannungs-Generatoren eingebauten Maschinen so verändert, dass sie Drehstrom
erzeugen.
Insgesamt betreibt die Esag sechs Wasserkraftwerke an der Roten und der Wilden
Weißeritz, die bis auf eine Ausnahme zwischen 1911 und 1932 in Betrieb gingen. Zu dieser
Zeit gehörte Sachsen zu den Vorreitern der Elektrifizierung. Lediglich das WKW Lehnmühle
nahm seinen Betrieb erst 1956 auf. Es nutzt das Energiepotenzial der 1932 eröffneten
Talsperre Lehnmühle. Jährlich speisen die Kraftwerke rund zwölf Millionen
Kilowattstunden ins Netz des Energiedienstleisters ein. Diese Menge reicht aus, um etwa 4
800 Vier-Personen-Haushalte mit Strom zu versorgen.
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres nahmen 574 Besucher an 21 Führungen in den
Industrieveteranen teil. Gern nutzen Schulklassen die WKW als Ziele für Wander- oder
Projekttage. Eine neue CD-ROM, mit der Esag-Auszubildende einen ersten Preis eines
sachsenweiten Wettbewerbes zur ,,Agenda 21" errangen, beschreibt anschaulich die
Geschichte der Wasserkraft und die Funktionsweise von Wasserkraftwerken. Außerdem stellt
sie den Lehrpfad ,,Wasserkraftwerke", den die Esag 1997 eröffnete, sowie alle sechs
historischen Erzeugungsanlagen vor. Die CD-ROM können Schulen im ostsächsischen Raum
kostenlos erhalten. (SZ)
* Führungen: Telefon 0351/468 33 91
SZ vom 01.02.2006
SZ vom 19.07.2006
Artikel als pdf-Datei
SZ vom 26.09.2007
Rohrbauer unter Druck
Von Jörg Stock
Tharandt. Nächste Woche soll die neue Wassertrasse im Badetal fertig sein.
Wer
Peter Heerwagen sucht, muss nur der schwarzroten Zwillingsleitung des
Schweißapparats folgen. Sie führt in ein kolossales Erdloch. Dort
liegen sich zwei Riesenrohre vis-à-vis. Obenauf der Experte. In einer
Hand hält er den Feuerstrahl, die andere dirigiert den Bagger. Dessen
Löffel hievt eine der Röhren in Position. Millimeterarbeit. Schließlich
prasseln Funken herab, tausendmal schöner als die dicken Regentropfen,
die aus dem Baugrund grade einen Matschpfuhl machen.
An der neuen Druckrohrleitung für Tharandts Wasserkraftwerk geht die
Arbeit voran. Die 1,20 Meter dicke Trasse ist im Hang am Breiten Grund
versenkt. Jetzt wird sie ans Kraftwerk angeschlossen. Ein paar nette
Funken reichen dafür aber lange nicht, sagt Schweißer Heerwagen. Man
braucht eine stählerne Schelle und zwölf Schweißnähte. „Acht Stunden
Arbeit“, meint er.
Elbwerke müssen einspringen
Bauherr des Großprojektes ist der Dresdner Versorger Drewag. Das
Klingenberger Wasser, das in Tharandt eher beiläufig Strom produziert,
deckt nämlich einen Großteil des Trinkwasserbedarfs in der
Landeshauptstadt. Weil die alte Druckleitung, zusammengenietet schon
1926, unbrauchbar war und auch das Provisorium bereits Schäden zeigte,
entschlossen sich die Stadtwerker zum Neubau.
Der läuft nun seit März dieses Jahres und sollte eigentlich schon
Geschichte sein. Doch der Fertigstellungstermin musste immer wieder
verschoben werden. Nicht nur der schwierige Baugrund auf extrem
geneigtem Fels kostete Zeit. Vor allem, sagt Drewag-Projektleiterin
Dorothea Jäger, musste man auf einen günstigen Zeitpunkt für den
Anschluss der fertigen Leitung warten. Schließlich könne man nicht so
einfach die Talsperre vom Netz nehmen. „Unsere Wasserwerke an der Elbe
müssen den Ausfall kompensieren können.“
Nun ist der Wasserstollen, der von Dorfhain her das Nass nach Tharandt
bringt, trocken. Diesen Umstand nutzten die Drewag-Leute gleich dazu,
das Wasserschloss an der Hang-Oberkante zu sanieren. Mit einem feudalen
Wohnsitz hat solch ein Bauwerk nichts gemein. Der zehn Meter tiefe
Schacht liegt zwischen dem Mundloch des Wasserstollens und dem
Druckleitungs-Abgang und dient als riesiger Ausgleichsbehälter.
In dem unterirdischen Kasten hantieren die Männer des Coswiger
Unternehmens Bauhauf. Sie reparieren Risse in den Mauern und beseitigen
überflüssige Einbauten. Der schwerste Brocken, sagt Vorarbeiter Uwe
Schumann, war das wuchtige, mit Eisen verstärkte Betonschott am
Wasserzulauf. „Zwei Tage haben wir da dran gespitzt“, erzählt er. Der
Schutt wurde in Eimern am Seil ans Licht gezogen.
Harter Beton macht Kopfweh
Für Schumann ist das Arbeiten in dem kirchenschiffgroßen, nasskalten
Raum, der sonst sieben Meter unter Wasser steht, keine große Sache.
„Man gewöhnt sich dran“, sagt er. Den Besucher beschleicht derweil ein
mulmiges Gefühl beim Blick in den gähnenden Wasserstollen, hinter dem
irgendwann eine Talsperre kommt. Was, wenn jetzt jemand den falschen
Knopf drückt? Drewag-Frau Dorothea Jäger beruhigt aber. „Alles ist
sicher.“
Draußen, wo die neue Druckleitung angeschlossen werden soll, sind die
Bauleute und Planer etwas ratlos. Ihre Vorgänger haben die alte Trasse
mit solch hartem Material in den Auslauf des Wasserschlosses
eingegossen, dass der Stahl nicht rauszukriegen ist. „Blauer Beton!“,
schimpfen sie. Ob nun die Zielmarke – Wasser Marsch bis nächsten Montag
– zu halten ist? Dorothea Jäger jedenfalls bleibt optimistisch. Und
Schweißer Peter Heerwagen weiß, dass sein nächstes Wochenende wieder
kurz wird.
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Peter Heerwagen verschweißt zwei Rohre der neuen Druckleitung. Damit
ist das untere Ende der Trasse ans Tharandter Wasserkraftwerk
angeschlossen.
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Keine gemütliche Baustelle hat Vorarbeiter Uwe Schumann erwischt. Er
saniert mit seinen Leuten das Wasserschloss oberhalb vom Tharandter
Kraftwerk. Viel überflüssiges Eisenzeug muss raus. Auch diese
Vorrichtung, die einst den wuchtigen Schieber am Einlauf steuerte, wird
nicht mehr gebraucht. Fotos (2): Holm Helis
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