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SZ vom 11.09.2012

SZ vom 04.10.2011

SZ vom 07.07.2012

SZ vom 26.09.2007

 

SZ vom 17.07.2006

 

SZ vom 01.02.2006

 

SZ vom 06.09.2001

 

Dienstag, 11. September 2012
(Sächsische Zeitung)

THARANDT

Neues Riesenrohr durch die Weißeritz

Von Lars Kühl

Am Wasserkraftwerk in Tharandt wurde gestern ein Düker verlegt. Obwohl der alte noch intakt war.

Das Riesenrohr schwebt ein. Es baumelt, nur gehalten von zwei Schlaufen, am Ausleger des extra angeforderten Krans. Der Fahrer bringt es vorsichtig in Position: quer über die trockengelegte Weißeritz, kurz nach dem Wasserkraftwerk an der Pienner Straße in Tharandt. Langsam wird es herabgelassen, geschätzte 15Meter ist es lang.

Die Verlegung des Rohres sei der schwierigste Teil beim Dükerbau in Tharandt, erzählt Projektsteuerer Alexander Mark von der Drewag Netz GmbH, einer Tochter der Drewag. Seit Juli sind in deren Auftrag im Schnitt acht Arbeiter der Firma Umwelttechnik und Wasserbau GmbH aus Leipzig zugange. Das imposante und nicht alltägliche Bauvorhaben kostet die Stadtwerke Dresden rund 1,2Millionen Euro, teilt deren Sprecherin Gerlind Ostmann mit.

Originale freigespült

Der Düker dient seit dem Bau des Tharandter Wasserkraftwerkes zwischen 1924 und 1926 dazu, die Sohle der Weißeritz zu unterqueren. Die alten Rohre waren zwar noch intakt, allerdings hatte sie der Gebirgsfluss im Laufe der Jahrzehnte immer mehr freigespült. Deshalb musste die Drewag Netz als Betreiber der Wasserleitungen jetzt handeln: Ein neuer Düker muss einen Meter tiefer eingebaut werden.

Doch bevor es gestern soweit war, mussten in den vergangenen Wochen umfangreiche Vorbereitungen getroffen werden. Zuerst wurde bis Anfang August ein Bypass gebaut, der das Rohwasser von der Talsperre Klingenberg weiter in das Rohrsystem für die Trinkwasserversorgung von Dresden leitet. Dieses ungefilterte Wasser kommt mit einem Druck von 6,5Bar Wasserkraftwerk Tharandt an, wird dort zur Energiegewinnung auf 0,4Bar heruntergedrosselt und fließt normalerweise durch den Düker in das Rohrsystem, das in einen Stollen führt. Der endet in Freital-Coßmannsdorf, von da wird das Wasser über Stahlrohre zum Wasserwerk Coschütz geleitet, wo es zu Trinkwasser aufbereitet wird.

Im zweiten Schritt wurde das Baufeld an der Ablaufseite des Wasserkraftwerkes Tharandt rund fünf Meter in der Breite und genauso tief freigelegt, um an den alten Düker heranzukommen, erklärt Mark. Große Steine liegen jetzt nummeriert an den Uferrändern der Weißeritz und werden später wieder in ihre ursprüngliche Position eingebaut. Während der Arbeiten schwappte immer wieder zu viel Flusswasser in die Baugrube, Pumpen konnten das nicht effektiv verhindern, berichtet der Ingenieur. Deshalb entschloss man sich, einen Heber zu bauen – ein Überleitungsrohr, welches das Weißeritzwasser, das nicht zur Trinkwassergewinnung abgezweigt wird, über und an der Baustelle vorbei in den natürlichen Flusslauf führt.

Flussbett ausgeschachtet

Als das Baufeld dann halbwegs trockengelegt war, konnten die Arbeiter den alten Düker herausnehmen und das Flussbett tiefer ausschachten. Das Verbindungsstück vom Rohr aus dem Wasserkraftwerk in den neuen Düker ist jetzt nicht mehr horizontal, sondern nach unten abgeschrägt. Gestern wurde alles zusammengepasst, trotz der Rohrgröße war das Maßarbeit.

In den nächsten Tagen wird das Baufeld wieder verfüllt, Ende September soll die Weißeritz wieder in ihrem normalen Bett fließen. Die derzeit aufgerissene Straßenseite wird bis dahin wieder in den Originalzustand gebracht.

Danach muss die andere Seite der Fahrbahn aufgemacht werden, um den Düker an das Rohrsystem anzuschließen, das in den Stollen führt. Die restlichen Arbeiten sollen bis Ende Oktober abgeschlossen sein, hofft Alexander Mark. „Bis jetzt bin ich mit dem Bauablauf zufrieden“, sagt er.

Während der Maßnahme wird der Verkehr halbseitig vorbei geleitet, an zwei Wochenenden im Juli und August musste die Straße allerdings vollgesperrt werden. Ob eine dritte, anvisierte Vollsperrung Anfang Oktober notwendig ist, klärt sich heute bei einer Bauberatung.

SZ vom 12.09.2012

Das riesige Mittelrohr des Dükers so einzupassen, dass es in der richtigen Position zum Verbinden mit den anderen Teilen liegt, ist zeitaufwendige Maßarbeit. Gestern war der entscheidende und schwierigste Tag der Millionen-Baumaßnahme.

 

Samstag, 7. Juli 2012
(Sächsische Zeitung)

THARANDT

Pienner Straße bis morgen voll gesperrt


Weil in Tharandt ein Düker, also die Unterführung eines Rohres, zwischen Höhe Wasserwerk und Ortsausgang neu gebaut wird, muss die Pienner Straße an drei Wochenenden voll gesperrt werden, teilte das Landrats gestern mit. Das erste Mal heute bis zum Sonntag, dem 8.Juli, dann vom 25.bis 26.August und schließlich vom 6. bis 7.Oktober. Unter der Woche werden die Arbeiten von der Firma Umwelttechnik & Wasser GmbH aus Leipzig unter halbseitiger Sperrung durchgeführt. (SZ/lk)

 

Dienstag, 4. Oktober 2011
(Sächsische Zeitung)

Immer unter Strom

Von Jörg Stock

Ilona und Wolfgang Mehrheim wohnen seit fast dreißig Jahren im Wasserkraftwerk Tharandt.

Ich sitze gemütlich auf der Couch von Wolfgang und Ilona Mehrheim. Doch das Ohr wird hellhörig. Ein Geräusch. Ein Summen, ein Brummen. Das ist immer da, sagen die Mehrheims. Nicht überall gleich intensiv. In der einen Couch-Ecke klingt es anders als in der anderen. Im Bett macht es einen Unterschied, wie rum man liegt. Aber das Geräusch bleibt. Wie erträgt man das? Gewöhnung, sagt Wolfgang Mehrheim. „Und im Vergleich zu früher ist die Geräuschkulisse jetzt ein Ohrenschmaus!“

Familie Mehrheim lebt seit fast dreißig Jahren unter einem Dach mit dem Wasserkraftwerk Tharandt. Die Wohnung liegt nicht direkt über den Turbinen, sondern in der anderen Hälfte des Hauses. Doch alles steht auf der gleichen Grundplatte. Bis in den letzten Winkel spürt man, wie die Aggregate rasen. Beim Bau des Kraftwerks in den 1920er-Jahren war Isolation gegen Lärm nicht eingeplant. Auch heute gibt es keine Dämpfung, nur die kürzlich eingebaute Schallschutztür zwischen Maschinensaal und Treppenhaus.

Die Mehrheims erzählen, wie Bekannte mit dem Kopf schütteln, sich fragen, wie man hier bloß wohnen kann. Als Kind fand Ilona Mehrheim das lärmende Haus auch unheimlich. Aber jetzt möchte sie nirgends anders hin. Ein Wassergrundstück direkt am Wald, mit guter Luft. Was will man mehr?

Es waren die Umstände, die Familie Mehrheim und das Wasserkraftwerk zusammenbrachten. Anfang der 1980er-Jahre suchte man nach einer Wohnung. Wolfgang Mehrheim arbeitete damals beim Energiekombinat Ost. Die Wartung von Freileitungen war sein Geschäft. Dann erfuhr er, dass die Dienstwohnung im Tharandter Kraftwerk frei wird. Bedingung für die Nachfolge: Wechsel von den Freileitungen zu den Wasserkraftwerken.

Den Tag ihres Einzugs weiß Ilona Mehrheim noch ganz genau. Es war der 15. August 1982. Die erste Zeit war schwierig, sagt sie. Der Lärm machte den Mehrheims zu schaffen. Damals donnerte noch viel mehr Wasser durch die Turbinen als jetzt, sagt Wolfgang Mehrheim. 1500 Liter pro Sekunde. Es wackelte das Geschirr im Schrank, die Scheiben klirrten. Manchmal gingen die Mehrheims mit Ohrenstöpseln schlafen.

Während Ilona Mehrheim als Herrenmaßschneiderin und spätere Chefin der „Boutique Ilona“ in Tharandt stets einen kleinen Arbeitsweg hatte und bis heute hat, war Obermaschinist Wolfgang Mehrheim meist im eigenen Haus zugange, kümmerte sich um die Maschinen und um die Sauberkeit im Kraftwerk. 15 Sekunden lagen zwischen Privatsphäre und Dienst.

Das hatte auch Nachteile. So war Wolfgang Mehrheim immer der, der zuerst nach dem Rechten sah, wenn am Kraftwerk was nicht rund lief. Selbst wenn er gar keine Bereitschaft hatte. Niemand konnte so wie er nachts halb eins im Schlafanzug an den Rädern drehen.

Inzwischen hat die historische Steuertechnik ausgedient. Wolfgang Mehrheim ist auch im Ruhestand. Aber er hat viele Hobbys. Beim Rundgang durch die 114 Quadratmeter große Wohnung kommt man leicht auf seine größte Leidenschaft – das Fliegen. Zu sehen sind Fotos von Flugzeugen, Flugzeugmodelle, Uhren in Gestalt von Flugzeuginstrumenten, großformatige Plakate von Flugzeugcockpits, eine Lufthansa-Flugkapitänsmütze, natürlich original.

Wolfgang Mehrheim wollte Pilot werden. Doch seine Bewerbung bei den DDR-Agrarfliegern scheiterte, offiziell aus medizinischen Gründen. Wolfgang Mehrheim denkt, dass seine Westverwandtschaft der Grund für die Absage war. Nach der Wende hob er dann endlich ab, allerdings als Gleitschirmflieger. Hin und wieder setzt er sich auch als Co-Pilot in ein Ultraleichtflugzeug. Die meisten Flugstunden verbringt er aber zu Hause, beim Flugsimulatorspiel am Computer.

Ein Tennisplatz hausgemacht

Gleich neben dem PC stehen mehrere Gitarren. Ja, der Obermaschinist a.D. macht auch Musik. Während der Armeezeit hat er damit angefangen und bis heute macht ihm das Spaß, obwohl er keine Noten lesen kann. Am liebsten spielt er alte Rock-Hits, zum Beispiel von der US-Combo Creedence Clearwater Revival. Seine Frau Ilona mag das. Wenn sie abends vom Laden heim kommt und ihr Mann spielt auf der Gitarre, findet sie es entspannend. Und außerdem übertönt die Musik das Kraftwerksgebrumm.

Das Musikmachen ist eine Winterbeschäftigung. Im Sommer geht es auf den Tennisplatz. Wolfgang und Ilona Mehrheim sind beide begeisterte Spieler. Schon in den 1980er Jahren baute Wolfgang auf eigene Faust einen Tennisplatz auf einem alten Haldengelände hinter dem Wasserkraftwerk, mit Asche aus der Freitaler Papierfabrik, Ziegelmehl und einer Schubkarre. Nach zwei Jahren war der Platz fertig. Er wurde die Keimzelle des Tharandter Tennisvereins.

Die Jahrhundertflut von 2002 traf das Wasserkraftwerk hart. Die Weißeritz schwappte bis zur Klinke der Eingangstür. Oben in ihrer Wohnung hatten die Mehrheims keinen Schaden. Doch gab es eine Zeit lang weder Wasser noch Strom. Und der geliebte Tennisplatz war ausradiert. Inzwischen ist ein neuer da, gleich gegenüber. Dahin müssen die Mehrheims aber ein Stück laufen. Denn eine Brücke haben sie nicht an ihrem Wassergrundstück.

Zum speziellen Flair der Wasserkraftwerkswohnung gehört auch der Qualm des Holzkohlemeilers, der jedes Jahr drei Wochen lang im nahen Breiten Grund schwelt. Und die kurze Sonnenscheindauer, bedingt durch das enge Tal.

Die Mehrheims müssten hier nicht mehr wohnen. Inzwischen haben sie im Tharandter Stadtzentrum das Haus, in dem Ilonas Geschäft liegt, gekauft und saniert. Dort gibt es auch Wohnungen. Aber dorthin ziehen? Nein! Ilona Mehrheim wehrt entschieden ab. An der forststädtischen Magistrale ist es ihr viel zu laut. Mit Unbehagen denkt sie an den Urlaub im Hotel an einer Straßenkreuzung. „Danach war ich froh, wieder in meinem Wasserkraftwerk zu sein.“

Wasserkraftwerk Tharandt

Wasserkraftwerk Tharandt

Ilona und Wolfgang Mehrheim haben die stärkste Wasserleitung Tharandts. Das Rohr unter ihrer Wohnung ist 1,20 Meter dick und speist das Wasserkraftwerk der Enso (kl. Bild Mitte). Ein Bügeleisenständer (l.) und eine Fliegermütze stehen für Beruf und Hobby der Mehrheims.F.: Eckert (4)

 

SZ vom 06.09.2001

Alte Turbinen liefern Strom

Wasserkraftwerk an der Wilden Weißeritz in Tharandt feiert 75. Geburtstag

Am 27. August feierte das Wasserkraftwerk Tharandt seinen 75. Geburtstag, das seit vergangenem Jahr ein Denkmal ist. Am Sonntag ist die Anlage auf der Pienner Straße 62 von 13 bis 17 Uhr zugänglich; Esag-Mitarbeiter führen die Besucher.

 

Tharandt. In der Rekordzeit von 139 Tagen hatten sich im Jahr 1924 Bauarbeiter aus Bayern und Sachsen von beiden Seiten durch einen Felsen bei Tharandt gebohrt. Schließlich trafen sie am 5. Dezember in der Mitte des 3,5 Kilometer langen Tunnels aufeinander. Eineinhalb Jahre später ging das Wasserkraftwerk (WKW) ans Netz. Der Tunnel führt bis heute Wasser der Wilden Weißeritz aus der Talsperre Klingenberg heran. Durch Rohrleitungen fließt das genutzte Wasser zur Aufbereitung als Trinkwasser nach Dresden-Coschütz.

Die Originalturbinen zur Stromerzeugung aus dem Jahre 1925 sind noch erhalten. Inzwischen arbeiten sie allerdings mit moderner Schalt- und Steuerungstechnik. Bei der Rekonstruktion zu Beginn der 90er Jahre wurden die ursprünglich als Wechselspannungs-Generatoren eingebauten Maschinen so verändert, dass sie Drehstrom erzeugen.

Insgesamt betreibt die Esag sechs Wasserkraftwerke an der Roten und der Wilden Weißeritz, die bis auf eine Ausnahme zwischen 1911 und 1932 in Betrieb gingen. Zu dieser Zeit gehörte Sachsen zu den Vorreitern der Elektrifizierung. Lediglich das WKW Lehnmühle nahm seinen Betrieb erst 1956 auf. Es nutzt das Energiepotenzial der 1932 eröffneten Talsperre Lehnmühle. Jährlich speisen die Kraftwerke rund zwölf Millionen Kilowattstunden ins Netz des Energiedienstleisters ein. Diese Menge reicht aus, um etwa 4 800 Vier-Personen-Haushalte mit Strom zu versorgen.

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres nahmen 574 Besucher an 21 Führungen in den Industrieveteranen teil. Gern nutzen Schulklassen die WKW als Ziele für Wander- oder Projekttage. Eine neue CD-ROM, mit der Esag-Auszubildende einen ersten Preis eines sachsenweiten Wettbewerbes zur ,,Agenda 21" errangen, beschreibt anschaulich die Geschichte der Wasserkraft und die Funktionsweise von Wasserkraftwerken. Außerdem stellt sie den Lehrpfad ,,Wasserkraftwerke", den die Esag 1997 eröffnete, sowie alle sechs historischen Erzeugungsanlagen vor. Die CD-ROM können Schulen im ostsächsischen Raum kostenlos erhalten. (SZ)

* Führungen: Telefon 0351/468 33 91

SZ vom 01.02.2006

SZ vom 01.02.2006 linke Spalte

SZ vom 01.02.2006 rechte Spalte

SZ vom 01.02.2006 Bildmaterial

SZ vom 19.07.2006

SZ vom 19.07.2006 Artikel als pdf-Datei

SZ vom 26.09.2007

Rohrbauer unter Druck
Von Jörg Stock

Tharandt. Nächste Woche soll die neue Wassertrasse im Badetal fertig sein.

Wer Peter Heerwagen sucht, muss nur der schwarzroten Zwillingsleitung des Schweißapparats folgen. Sie führt in ein kolossales Erdloch. Dort liegen sich zwei Riesenrohre vis-à-vis. Obenauf der Experte. In einer Hand hält er den Feuerstrahl, die andere dirigiert den Bagger. Dessen Löffel hievt eine der Röhren in Position. Millimeterarbeit. Schließlich prasseln Funken herab, tausendmal schöner als die dicken Regentropfen, die aus dem Baugrund grade einen Matschpfuhl machen.

An der neuen Druckrohrleitung für Tharandts Wasserkraftwerk geht die Arbeit voran. Die 1,20 Meter dicke Trasse ist im Hang am Breiten Grund versenkt. Jetzt wird sie ans Kraftwerk angeschlossen. Ein paar nette Funken reichen dafür aber lange nicht, sagt Schweißer Heerwagen. Man braucht eine stählerne Schelle und zwölf Schweißnähte. „Acht Stunden Arbeit“, meint er.

Elbwerke müssen einspringen

Bauherr des Großprojektes ist der Dresdner Versorger Drewag. Das Klingenberger Wasser, das in Tharandt eher beiläufig Strom produziert, deckt nämlich einen Großteil des Trinkwasserbedarfs in der Landeshauptstadt. Weil die alte Druckleitung, zusammengenietet schon 1926, unbrauchbar war und auch das Provisorium bereits Schäden zeigte, entschlossen sich die Stadtwerker zum Neubau.

Der läuft nun seit März dieses Jahres und sollte eigentlich schon Geschichte sein. Doch der Fertigstellungstermin musste immer wieder verschoben werden. Nicht nur der schwierige Baugrund auf extrem geneigtem Fels kostete Zeit. Vor allem, sagt Drewag-Projektleiterin Dorothea Jäger, musste man auf einen günstigen Zeitpunkt für den Anschluss der fertigen Leitung warten. Schließlich könne man nicht so einfach die Talsperre vom Netz nehmen. „Unsere Wasserwerke an der Elbe müssen den Ausfall kompensieren können.“

Nun ist der Wasserstollen, der von Dorfhain her das Nass nach Tharandt bringt, trocken. Diesen Umstand nutzten die Drewag-Leute gleich dazu, das Wasserschloss an der Hang-Oberkante zu sanieren. Mit einem feudalen Wohnsitz hat solch ein Bauwerk nichts gemein. Der zehn Meter tiefe Schacht liegt zwischen dem Mundloch des Wasserstollens und dem Druckleitungs-Abgang und dient als riesiger Ausgleichsbehälter.

In dem unterirdischen Kasten hantieren die Männer des Coswiger Unternehmens Bauhauf. Sie reparieren Risse in den Mauern und beseitigen überflüssige Einbauten. Der schwerste Brocken, sagt Vorarbeiter Uwe Schumann, war das wuchtige, mit Eisen verstärkte Betonschott am Wasserzulauf. „Zwei Tage haben wir da dran gespitzt“, erzählt er. Der Schutt wurde in Eimern am Seil ans Licht gezogen.

Harter Beton macht Kopfweh

Für Schumann ist das Arbeiten in dem kirchenschiffgroßen, nasskalten Raum, der sonst sieben Meter unter Wasser steht, keine große Sache. „Man gewöhnt sich dran“, sagt er. Den Besucher beschleicht derweil ein mulmiges Gefühl beim Blick in den gähnenden Wasserstollen, hinter dem irgendwann eine Talsperre kommt. Was, wenn jetzt jemand den falschen Knopf drückt? Drewag-Frau Dorothea Jäger beruhigt aber. „Alles ist sicher.“

Draußen, wo die neue Druckleitung angeschlossen werden soll, sind die Bauleute und Planer etwas ratlos. Ihre Vorgänger haben die alte Trasse mit solch hartem Material in den Auslauf des Wasserschlosses eingegossen, dass der Stahl nicht rauszukriegen ist. „Blauer Beton!“, schimpfen sie. Ob nun die Zielmarke – Wasser Marsch bis nächsten Montag – zu halten ist? Dorothea Jäger jedenfalls bleibt optimistisch. Und Schweißer Peter Heerwagen weiß, dass sein nächstes Wochenende wieder kurz wird.

SZ vom 26.09.2007

SZ vom 26.09.2007

Peter Heerwagen verschweißt zwei Rohre der neuen Druckleitung. Damit ist das untere Ende der Trasse ans Tharandter Wasserkraftwerk angeschlossen.

Keine gemütliche Baustelle hat Vorarbeiter Uwe Schumann erwischt. Er saniert mit seinen Leuten das Wasserschloss oberhalb vom Tharandter Kraftwerk. Viel überflüssiges Eisenzeug muss raus. Auch diese Vorrichtung, die einst den wuchtigen Schieber am Einlauf steuerte, wird nicht mehr gebraucht. Fotos (2): Holm Helis