Page 10 - Sanierung WKW Dorfhain
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18.11.2008

                             Dienstag, 18. November 2008
                                        (Sächsische Zeitung)

   Rostbeulen im Rohrkeller
   Von Jörg Stock

   Die meisten Keller haben zwei Dinge gemeinsam: Schummerlicht und viele Rohre. Der Keller vom Dorf-
   hainer Wasserkraftwerk macht da keine Ausnahme. Nur ist das stärkste Rohr hier einen Meter zwanzig
   dick. Es löscht den größten Teil von Dresdens Wasserdurst. Und Strom wird auch noch produziert. Brül-
   lend kündet davon der Siemens-Generator über den Köpfen der Keller-Besucher.

   Dorothea Jäger, Projektleiterin beim Dresdner Stadtversorger Drewag, mustert das Riesenrohr. „Von
   Weitem sieht das noch ganz gut aus“, sagt sie und deutet dann auf kleine Rostbeulen und Dellen. Wie
   Pockennarben bedecken sie den Stahl. Hier und da sind schon Flicken aufgeschweißt. Der Fall ist klar,
   hier muss Ersatz her.

   Seit 1944 leistet das Wasserkraftwerk Dorfhain seinen Dienst. Im Wesentlichen stammt die Technik noch
   aus dem Jahr der Inbetriebnahme. Nun will die heutige Besitzerin Drewag an vielen Stellen Hand anle-
   gen. Durch das Kraftwerk führt Dresdens wichtigste Rohwassertrasse von den Talsperren Lehnmühle
   und Klingenberg ins Wasserwerk Coschütz. Die Versorgung, sagt Dorothea Jäger, muss unbedingt auf-
   recht erhalten werden.

   Das Sanierungspaket teilt sich in sieben Einzelvorhaben. Zuerst soll die Leitung, die über den Kraft-
   werkshof zum Rohrkeller führt, ausgetauscht werden. Auch da gibt es Korrosionsschäden, sagt die Pro-
   jekt-Chefin. Die Bitumenbahnen, mit denen man die Röhren einst zum Schutz umwickelt hatte, sind po-
   rös geworden, Lochfraß droht.

   Der Hof ist bereits aufgebuddelt, in der Grube ist der dunkle Rücken der Rohre zu erkennen. Zum Wei-
   terbau fehlt aber noch ein Statik-Gutachten. Weil genau neben dem Graben Wohn- und Betriebsgebäude
   stehen, will man sicher gehen, dass nichts ins Wackeln kommt, sagt Dorothea Jäger. Sobald die Fach-
   leute mit dem Rechnen fertig sind, soll es hier weitergehen.

   Unter Druck funktioniert das natürlich nicht. Die Bauleute haben deshalb eine Umleitung für das Wasser

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